
CCN-Generalsekretär sieht Kolumbien unmittelbar vor historischem Friedensabkommen zwischen Regierung und FARC-Guerrilla
- On 27 de mayo de 2016
Leipzig, 26. Mai 2016. – Die Unterschrift unter das Friedensabkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und der FARC, der größten Rebellenbewegung des Landes, rückt näher. „Ich bin überzeugt, dass der mehr als fünfzigjährige bewaffnete Konflikt mit der FARC am Unabhängigkeitstag, dem 20. Juli, überwunden sein wird“, sagte Pater Darío Echeverri von der Nationalen Versöhnungskommission im Gespräch mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Weiß am Donnerstag auf dem 100. Katholikentag in Leipzig. Als Generalsekretär der vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützten Nationalen Versöhnungskommission ist er aktiv an den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianische Regierung und der FARC in der kubanischen Hauptstadt Havanna beteiligt. Nachdem am 23. März diesen Jahres die Unterzeichnung des Abkommens aufgeschoben worden war, kam die Angst vor einem Scheitern Friedensverhandlungen auf.
„Mit der Unterschrift unter den Vertrag ist der Frieden noch nicht verwirklicht“, betonte Pater Darío Echeverri. Es bedeute, dass die Waffen zwischen der Regierung und dieser einen Rebellengruppe schweigen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Für einen wirklichen Frieden braucht es jedoch drei grundlegende Veränderungen: Neben einer Agrarreform muss ein neues demokratisches Politikverständnis ohne Waffen dafür mit Respekt für andere Meinungen aufgebaut werden. Zudem dürfe das Drogenproblem nicht länger als Thema der Sicherheit, sondern müsse als eines der öffentlichen Gesundheit behandelt werden. Die ungerechte Landverteilung sowie die fehlenden demokratischen Strukturen waren für viele Guerilleros bereits vor 50 Jahren der Grund zur Waffe zu greifen. Diese Beweggründen mögen heute nur noch Wenigen bewusst sein. Viele Gruppen sind nicht selten vor allem in den Drogenhandel und den illegalen Rohstoffausbeutung verstrickt und verursachen mit ihren gewalttätigen Angriffen Opfer und vielfältiges Leid in der Zivilbevölkerung.
„Während der Verhandlungen zwischen Regierung und FARC kam man bei einigen wichtigen Themen zu keiner Übereinkunft. Diese liegen sozusagen im Gefrierschrank“, berichtete Echeverri direkt von den Ereignissen in Havanna. Diese Strategie ermöglichte es, Zeit zu gewinnen, und den bewaffneten Konflikt mit dieser Guerilla zu beenden. Der Generalsekretär der Nationalen Versöhnungskommission ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass ohne diese grundlegenden Reformen, Gewalt und Krieg wieder aufflackern können: „Wenn die strukturellen Gründe wie Ungleichheit und fehlende Gerechtigkeit weiter existieren, gibt es auch in Zukunft bewaffnete Gruppen – selbst wenn die FARC nicht mehr existiert.“
„Wenn es zum Friedensabkommen kommt, müssen wir Deutschen die Implementierung des Friedens politisch und kirchlich unterstützen“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Weiß. Wenn dies in Kolumbien gelingt, werde dies zu einem Beispiel für die Lösung von bewaffneten Konflikten in anderen Weltregionen.
Dankbar zeigte sich Pater Darío Echeverri auf dem Leipziger Katholikentag für die vielfältige Unterstützung aus Deutschland: „Die Hilfe, die Spenden der deutschen Katholiken kommt in den vielen kleinen Projekten in Kolumbien, ja in ganz Lateinamerika an.“ Diese Hilfe bleibe auch nach einem Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC wichtig, um vom Schweigen der Waffen zu einem umfassenden Frieden zu kommen. „Adveniat und damit die deutschen Katholiken haben einen großen Anteil an der Ausbildung von Priestern- und Laien zu Friedens-Arbeitern“, erklärte Pater Darío Echeverri. Auf sie wird es beim Aufbau des Friedens in Kolumbien und der Versöhnung zwischen Opfern und Tätern entscheidend ankommen. Sie können direkt an der Basis nach über fünfzig Jahren Krieg und Gewalt mit den Menschen wieder gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien einüben.
Das Ende des bewaffneten Konflikt wird deutsche und europäische Unternehmen nach Kolumbien locken. Die Bevölkerung sowie die politisch und wirtschaftlich Verantwortlichen in Kolumbien hoffen auf die neuen Möglichkeiten. Pater Darío Echeverri appellierte an die Unternehmer, dass sie neben ihren ökonomischen Interessen auch ihrer sozialen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden: „Oft sind die Ausgaben für Sicherheit höher als die für soziale Projekte.“ Pater Darío Echeverri warb dafür, nicht einfach symbolisch vermeintliche Wohltaten zu verteilen, die mehr dem Renommee der Firmen dienen als den Menschen. Vielmehr gelte es, konkret mit den indigenen, der afro-kolumbianischen und andern Bevölkerungsgruppen gemeinsam Projekte zu initiieren, die sie benötigen. Diesem Ansatz verpflichtet sich das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat seit mehr als fünfzig Jahren, indem es nicht Projekte „macht“, sondern ausschließlich die Initiativen der Menschen in Lateinamerika unterstützt.
(Text und Fotos: Adveniat)